Der genervte König

 

 

" Mir liegt nicht soviel an dem Rheinlande. Es gibt da immer Schwierigkeiten."

 

Auszug aus der Zitatensammlung zu Friedrich II. von Preußen 

(Niedergeschrieben in einem Brief an Dickens (?) vom 6.12.1740)

Ob Friedrich der Große auch (oder vielleicht sogar ganz speziell) die Grafschafter gemeint hat, ist nicht belegt 

 

(Ich vermute, er dachte dabei allgemein an die Rheinländer, mit Ausnahme der Grafschafter.)

 

 

 

Stammte dieses Zitat nicht von Friedrich II., sondern  von seinem Vater,

Friedrich I., dem Soldatenkönig, so wäre es allerdings auch im

Bezug auf die Grafschaft Moers schon

etwas nachvollziehbarer.

 

Hier ist weniger dessen Klage über die rohen Sitten

in der Grafschaft gemeint, die auf der Unterseite

"Schreckliche Sitten" beschrieben ist.

Die Stadt und die Grafschaft Moers fiel 1702 in die Hände des Hohenzollern und Urahn des grenzdebilen Willem II., der Deutschland in die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, den 1. Weltkrieg führte.

 

Für preußische Verhältnisse völlig untypisch gelangte Friedrich der I. nicht auf kriegerischem Weg in den Besitz der Grafschaft. Ab 1702, nach dem Tod des letzten Oraniers, der die Grafschaft zu seinen Besitzungen zählte (Wilhelm III. von England *1650 - 1702)  hatte er die Ehre, sich als König der Grafschafter verstehen zu dürfen. Möglich wurde dieses auf dem Erbweg aus den Besitzungen der Oranier, obwohl der vorgenannte Wilhelm III. seinen Neffen Friso von Nassau-Diez  (*1687  + 1711, Stammvater der heutigen niederländischen Königsfamilie) als Erben eingesetzt hatte.

 

Also ein Grund zur Freude?                   

                                                         - nicht ganz!

 

Die Bewohner der Stadt Moers wehrten sich standhaft und lange erfolgreich, preußischen Soldaten den Zugang zur Stadt zu gewähren. Während schon Jahre zuvor das preußische Heer das Regiment in den übrigen Teilen der Grafschaft übernommen hatte, so dauerte es bis zum Jahr 1712, bis Preußen die Herrschaft über die Stadt Moers übernehmen konnte.

 

Nach einer langen Zeit unter oranischer Ägide, in der die Stadt in Frieden leben konnte und in der sie in ihren bescheidenen Möglichkeiten aufblühte, war die Neigung der Stadtbewohner von Moers, nun die Preußen als Landesherrn zu akzeptieren, äußerst gering ausgeprägt.


 

Simon von Alpen schreibt 1802 dazu in seiner Geschichte des fränkischen Rheinufers:

"Die Zeiten, wo die Grafschaft holländisch war, nennt man die goldenen Zeiten. Um den Flor und die Glückseligkeit vorzustellen, sagen die Moerser noch, dass die Kühe an goldenen Ketten lagen und die Pferde silberne Hufeisen hatten." 

 

(Quelle: Chronik der Gemeinde Budberg, Gerhard Köhnen 1971)

 

 

 

 

 

 

 

 

In Opposition zum Drosten Kinski waren Rat und Bürgerschaft in Moers mit der Anerkennung der preußischen Herrschaft überhaupt nicht einverstanden. Gleiches gilt für die Niederländer, die ja in Moers auch militärisch präsent waren. Zu einer direkten preußisch-niederländischen Konfrontation kam es in der Auseinandersetzung um Moers deshalb nicht, da beide Länder im spanischen Erbfolgekrieg in einer Allianz gegen Frankreich standen. 

 

Der Versuch, des preußischen Generals  von Horn am 10.10.1712 die Bürger zur Anerkennung des Königs von Preußen als neue Obrigkeit zu bewegen, rief nur Spott und Hohn hervor.  Leider ist mir entfallen, wo ich das gesehen habe, aber ich bin mir sicher, gelesen zu haben, einige der moersischen Einwohner hätten dem General den blanken Hintern gezeigt. Dieser Gestus kann keine Buchempfehlung zu Goethes Werk "Götz von Berlichingen" gewesen sein. Dieser Literaturhinweis ergab erst nach dem Erscheinen dieses Werks, also über 60 Jahre später einen Sinn.

 

Und so geschah es, dass die Einnahme von der Stadt Moers auch nicht in der Form geschah, dass man den Soldaten des Königs einfach die Stadttore öffnete. (Ganz im Gegenteil)

 

Es bedurfte schon besonderer Maßnahmen, um in die Stadt zu gelangen. Und nach den vorangegangen vergeblichen Versuchen hatte offenbar Friedrich I. "die Faxen dick" und schickte einen seiner fähigsten

 Befehlshaber, und zwar:


 

 

Leopold I. von Anhalt-Dessau (* 1676 - + 1747)

 

genannt: "Der alte Dessauer",

 

(Also den "alten Dessauer", der noch gar nicht so alt war.)

 

 

 

In einer Nacht- und Nebel - Überrumpelungsaktion am 7.11. des Jahres 1712 gelangten unter dessen Führung preußische Soldaten nicht auf eine zivile Weise, sondern durch die Überwindung der oranischen Befestigungsanlage in die Stadt. Sogar der Ort des Geschehens ist heute noch bekannt und dieser lag in etwa im Bereich der Filder Straße-Südring.

 

Die unfreundliche Übernahme der Stadt verlief verhältnismäßig glimpflich und es soll dabei lediglich ein preußischer Soldat dabei zu Tode gekommen sein, der im Stadtgraben ertrank. Auf eine richtige Gegenwehr der Bürger der Stadt Moers stieß man nicht und es wird kolportiert, dass derjenige, der in der Stadt an der betreffenden Stelle die Wache hätte halten sollen, in Schlafkleidung angetroffen wurde:

 

Ein Grafschafter halt