Averdunkshof - Neukirchen

 

Denkmalgeschützte Hofanlage im Neukirchener Norden

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Averdunkshof_(Neukirchen-Vluyn)

 

 

 

Photo: Steiger

 

Mit dem Averdunkshof verbindet sich der früheste bekannte Vorfahr des Betreibers dieser Seite, der sich bislang ermitteln ließ.

 

Sein Name:

 

Tilmann von Averdunc *

(vermutlich 1290 geboren - verstorben 1350)

 

Tilmann von Averdunc war damit Zeitgenosse von

Theoderich II., dem zweiten Grafen von Moers,

von dem Stauferkaiser Friedrich II.

oder auch von Marco Polo.

 

Die Aufzeichnungen über die beiden Folgegenerationen sind lückenhaft und die Vornamen von Sohn und Enkel nicht überliefert.* Es besteht daher eine Rest-Ungewissheit über die direkte Linie bis hin zum Tilmann von Averdunc. Geht man jedoch davon aus, dass es eine Generationenkontinuität in der Hofnachfolge gegeben hat, so ergibt sich mit diesem ersten Averdunk eine 16-fache Urgroßvaterschaft zum Seitenbetreiber. Anlass für eine konkrete Annahme, es habe keine Kontinuität in der Hofnachfolge gegeben, besteht keine, da über das Eintreten einer anderen Familie nichts in den Urkunden aufgefunden wurde. Ein Seiteneinstieg eines Lehensnehmers aus einer anderen Familie, der sich dann - den Usancen folgend - nach dem Namen des Hofes nennen ließ, ist nicht erkennbar. Nicht zwingend sind in den Lehensakten Hinweise darauf zu finden, wenn ein solcher "Familienwechsel" stattfand. Ungewöhnlich wäre andererseits der Hinweis darauf, dass ein völlig neuer Lehensnehmer eingetreten ist, allerdings auch nicht.

 

Zu berücksichtigen ist allerdings auch, dass in dem nicht aufschlüssig dokumentierten Zeitraum

die große Hungersnot von 1315 - 1317 stattfand, der viele Menschen zum Opfer fielen.

 

In den gleichen unvollständig dokumentieren Zeitraum fällt auch die Pestwelle, die von 1349 - 1351

in Deutschland wütete, die einen Bevölkerungsschwund von ca. 30 % zur Folge hatte und örtlich

ganze Dörfer auslöschte. Auch In der Zeit danach folgten noch weitere Wellen.

Das kann dann selbstverständlich auch für den Averdunkshof einen Bruch in der

familiären Abfolge von Hofbetreibern zur Folge gehabt haben. 

 

In Summa bleibt also ein gewisses Maß an Unsicherheit einerseits und andererseits ein verhältnismäßig großes Maß an Wahrscheinlichkeit.

 

 

In sicherer und konkret nachgewiesener Folge steht in der genealogischen Abfolge dann an vorderster Stelle:

 

Wilhelm in gen Averdunk * 1410 -  1475

 

Jener ist der 14-fache Urgroßvater des Seitenbetreibers.

 

dessen Sohn und Hofnachfolger Heinken in ger Averdunk wurde 1435 geboren und verstarb 1490.

  

 



Der Ursprung

 

Über die frühe Geschichte des Hofes lässt sich mehr aussagen, als das bislang geschehen ist. Der Grund dafür sind sprachgeschichtliche Überlegungen und die sich daraus ergebenden zwingenden Schlussfolgerungen.

r

Averdunk

 

Die Deutung dieses Namen ist im Grunde nicht sehr schwer.

 

„Aver = über / Donk = Landschaftserhebung in feuchter Umgebung

 

Bei dem Namen Averdonk handelt es sich also um einen sogenannten Flurnamen, bei dem die Bewohner/Betreiber des Hofes mit den örtlichen Gegebenheiten des Hofes in Verbindung gebracht werden.

 

Doch speziell dieser Name des Hofes verrät einiges mehr.

 

"aver" / "over "/ "achter" / "op" / "up" und  "boven"

 

Schaut man sich diesen Namen genauer an, dann fällt die hier verwendete Präposition ins Auge, die zwar am Nieder-rhein nicht ungebräuchlich, aber doch verhältnismäßig selten ist. Wie ist dieses „Aver“, das für „über“ steht, zu verstehen?

 

Es ist selbsterklärend, dass es nicht für ein „Über“ im Sinne von „oberhalb“ stehen kann. Aber es steht eben auch nicht für ein „obendrauf“, denn dafür hat die niederrheinische Sprache die Worte „up“, bzw. op’“, oder seltener "auffem" bereit. Auch ein „Oben“ trifft hier nicht zu, denn dann würde es „boven“ heißen.

 

Was hat das dann zu bedeuten?

 

 

Nun, der Name im Fall des Averdunkshofes beschreibt ja nicht wirklich die Gegebenheiten, die exakt an dem Ort anzutreffen waren oder sind. Vielmehr stellt er eine Korrelation her zu dem, was neben (davor oder dahinter) dem Hof ist. Und das ist die Dong. Und diese Beschreibung verrät etwas zur Entstehungsgeschichte.

 Damit ist dieser Name im Grunde dann doch keine Ortsangabe in einer direkten Form, sondern eine Richtungsangabe.

 

Es ist dann genau diese Spezialität, die uns in die Lage versetzt, mehr und Konkreteres über die Entstehung des Hofes auszusagen. Es ist zwar bereits anerkannte Überzeugung, dass der Averdunkshof einer der ältesten Hofanlagen in Neukirchen ist, doch die Auskünfte über die Details dieses akzeptierten Allgemeinwissens sind zur Zeit noch dürftig.

 

Die sprachgeschichtliche Deutung

 

Es ist bei dem Versuch, über die frühe Geschichte eines Hofes mit etymologischen Methoden mehr zu erfahren, große Vorsicht geboten. Es besteht bei solchen Vorhaben oft die Gefahr eines tautologischen Kurschlusses, also die Erklärung eines Sachverhaltes aus sich selbst heraus. Und daneben ist es in aller Regel nahezu ausgeschlossen, Verlässliches über die Entstehungsgeschichte eines Hofes anhand des Hofnamens herauszufinden, weil sich im Dunkel der Geschichte  Hofnamen auch gewandelt haben könn und  frühere Namen schlicht unbekannt sind. Ohne die Kenntnis des Ursprungsnamens ist freilich auch die Deutung der frühen Geschichte -anhand des ursprünglichen Hofnamens- sebstverständlich nicht möglich.

 

Doch beim Averdunkshof ist das nicht so. Im Gegenteil!

 

Es besteht nicht nur kein Anlass für die Annahme, dass sich der Hofname irgendwann gewandelt hat. Genau dieses kann im Prinzip sogar ausgeschlossen werden und die Gründe dafür werden im Folgenden beschrieben. Die dazu nötigen Ausführungen sind ein wenig umfangreicher und bedürfen einiger Vorkenntnisse.

Wer daran Interesse an den zusätzlichen Informationen hat, der hat die Möglichkeit,  mehr darüber auf der Unterseite "Besiedlungsgeschichte" zu erfahren.

 

Doch zunächst einmal geht es zurück zu der Präposition „Aver“, die uns den Hinweis darauf gibt, dass es sich um eine Richtungsangabe handelt und ebenso auf die damit verbundene Richtung. Musste man über die Donk (Dong), um zum Hof zu gelangen, dann stehen ja zwei Orientierungspunkte (Averdunkshof & Dong)  zur Verfügung, die genau in die Richtung zielen, von der aus die Richtungsangabe gilt: Zieht m an eine Linie, ausgehend vom Averdunkshof, direkt über die Dong, dann gelangt man zu Mittelpunkt des Ortes Repelen.

 

Der Zusammenhang zwischen Repelen und dem Hof wird mit dem Familiennamen "Overdonk", der in den Urkunden auch zu finden ist, noch etwas deutlicher. Die heutige Sprachempfindung verbindet den Namensteil "Over" noch etwas mehr als "Aver" die Assoziation zum Begriff: "Darüber hinweg".

 

Also nicht Neukirchen, sondern Repelen ist der Bezugspunkt, von dem aus die Namensgebung des Averdunkshofes erfolgte.

 

 Der Averdunkshof ist in der Besiedlungsgeschichte kein Neukirchener, sondern ein Repelener Hof.

 

Neukirchen gab es überhaupt noch nicht. 

 

Der Name Averdunk verdeutlicht, dass dieser Hof bereits deutlich vor 1230 existiert haben muss. Ein Bezug zu Neukirchen war nicht möglich, weil dieser Ortsname erst mit der Gründung der Kirche in Neukirchen ("Nova eclesia") auftauchte. Die Kirche in Neukirchen war ein "Ableger" der Kirche in Repelen, die zu den ältesten Kirchen in Deutschland gehört. (mutmaßlich schon vor dem Jahr 700) 

 

Während es in Repelen bereits eine Art von Dorf oder Wohnplatz existierte, wird es in dem Bereich, der dann später Neukirchen genannt wurde,  bereits verstreut gelegene Gehöfte gegeben haben, die sicher zuerst auf höher gelegenen Arealen (Donken) eingerichtet wurde. An erster Stelle ist vermutlich der Londongshof zu nennen.  Das Entstehen von Hofanlagen in tiefer gelegenen Geländesituationen kann erst mit den Bemühungen um die Entwässerung erklärt werden. Das gilt auch - und um genau zu sein - ganz besonders für den Neukirchener Raum. Zu diesen Höfen ist auch der Averdunkshof zu rechnen, dessen Entstehungszeitpunkt damit zumindest auf den Zeitraum etwa 1.000 - 1200 einzugrenzen ist.