Der dritter Hof war der, der an dem Vluyner Südring (früher Heimannsweg), genau gegenüber der Mündung der Hartfeldstraße lag. Dieser Hof wurde von meinen Großeltern Peter Oestermann und Sibille, geborene Schröers aus Homberg gekauft. Geboren wurde Peter auf dem Oestermannshof in Vluynbusch. Doch dieser Vorgänger-Hof war nach dem Tod seines Halbbruders, durch den Verkauf an den Freiherrn von der Leyen nicht mehr im Familienbesitz, sondern war nur noch von Peters Schwester und deren Ehemann Jakob Schwirtz gepachtet.

 

 

Dieser nun dritte Oestermannshof stammte aus dem 17. Jahrhundert, und war zuvor unter dem Namen Stratmannshof bekannt.  Das dazugehörige Land erstreckte sich nach Osten, Richtung Dickscheheide und ein Teil davon ist das heutige Betriebsgelände der Firma Trox.  

 

 

Mit dem ererbten Vermögen, das Sibille Schroers in die Familie eingebracht hatte, wäre auch der Erwerb eines Hofes mit einer Größe von über 100 Morgen im Norden des Kreises Moers möglich gewesen. Doch ins "Hippeland" wollte sie partout nicht.

Dieser Hof, eine Anlage mit Fachwerkbausubstanz aus dem 17. Jahrhundert wurde von Peter Oestermann (wohl auf Betreiben seines ältesten Sohns Johann) vor 1939  schon wieder verkauft. Die Vorstellung, sich als Großbauer sehen zu dürfen, war offenbar doch zu verlockend.  Unter Protest meiner Großmutter Sibille Oestermann - sie schloss sich eine Woche lang in einer Kammer ein) wechselte der Hof  für 70.000,-- Mark seinen Besitzer.  Neuer Eigentümer war dann die Zeche Niederberg.  Doch verblieb die Familie auf dem bereits verkauften Hof, bis Johann Oestermann den 4. Hof, nach dem Krieg den Heimannshof übernahm.

 

 

Großes hatte Peter vor:

 

Einen moderneren, vor allem aber einen viel größeren Hof wollte er bewirtschaften. Da mit dem Erlös aus dem Stratmanshof sein Wunsch nach einem Hof in der Größe, die ihm vorschwebte, am Niederrhein nicht zu verwirklichen war, hat er sich in Ostdeutschland umgesehen und war auch fündig geworden. Mit einem verkaufswilligen Bauern war er auch handelseinig geworden.

 

Aber.............

 

 

Die politische Lage wurde immer unsicherer. Und in den Besitz des Verkaufserlöses des 3. Hofes kam die Familie nicht.  Nicht nur in Ostdeutschland, sondern im Prinzip überall in Deutschland wollte kein Bauer mehr seinen Hof abgeben. Allzu präsent waren noch die schrecklichen Jahre des 1. Weltkrieges, in dem in Deutschland etwa 800.000 Menschen verhungerten. Auch nach dem 1. Weltkrieg erlagen noch viele diesem Schicksal. Da blieb man doch lieber als Selbstversorger auf seiner Scholle.

 

Aber der Stratmanns-Oestermannshof hatte ja nun schon seinen Besitzer gewechselt. 

Und so verblieb dieses Geld  auf einem Sperrkonto und verlor letztlich 1948 wegen der Währungsreform seinen Wert.

 

In der Kriegszeit erregte Peter bei vielen anderen Bauern am Ort Missfallen. In den Zeiten der Knappheit an Lebensmitteln, in der aus dem Ruhrgebiet hungernde Leute an den Niederrhein kamen, um etwas Essbares zu ergattern, gab er sich freigiebig und nutzte die Notsituation der Menschen nicht aus. Man warf ihm vor, die Bettelleute mit seiner Humanität regerecht in den Ort zu locken. Zwangsarbeiter, die in Neukirchen-Vluyn interniert waren, klopften ebenfalls nicht vergeblich an die Hoftüre. Insbesondere mit dem Mitleid mit diesen vom Schicksal so hart getroffenen Menschen stieß Peter auf Unverständnis. 

 

War er nicht mit den üblichen bäuerlichen Verrichtungen beschäftigt, so konnte man ihn regelmäßig bei Proben oder bei Auftritten des Männerchors finden. Ansonsten fand man ihn ständig in Büchern und Zeitungen vertieft.

 

Die Familie durfte glücklicherweise den Hof  bis nach dem 2. Weltkrieg weiter bewohnen, bis er etwa 1954 abgerissen und durch die heute dort stehenden Wohnhäuser abgelöst wurde.

Silberhochzeit 25. Mein 1930

Hinter dem Jubelpaar die Kinder: Sophie, Margarethe, Sibilla, Aletta, Wilhelm, Tilmann, Johann Oestermann