Die Frühgeschichte Oestermannshof -Vennikel

 

Die Geschichte dieses Hofes beginnt mit einem anderen Hofnamen:

 

                                                  "Hagenwinkel".

 

 

Der Hof, der vor über 800 Jahren - etwa auf halbem Weg zwischen Schloss Lauersfort und dem ältesten Hof in Kapellen "Gramans" -  entstand, ist in seiner heutigen Erscheinung natürlich nicht mehr mit seiner ursprünglichen vergleichbar. 

 

Wie der Hof  am Anfang ausgesehen mag,

verdeutlicht das nebenstehende Bild einer fränkischen Hofanlage

(Quelle Wikipedia)

 

Es wird ein solcher Bau gewesen sein mit Weidenflechtwänden mit

Stroh-Lehmfüllung. Auch das Ständerfachwerk dürfte das Bild

 authentisch wiedergegeben sein , da das Kreuz- und Schachtelfachwerk Kennzeichen späterer Bauten und die Zeit des Pfostenbaus vorüber war.

Gewiss wird eine solche einfache Behausung schon in der Zeit vor dem Barock gegen eine aufwendigere Fachwerk-Version ersetzt worden und Ziegelmauerwerk später hinzugekommen sein. Es ist nicht so unwahrscheinlich, dass von den heute noch vorhandenen Mauersteinen etliche aus einer vorangegangenen Bauphase stammen. 

 

(Recycling ist keine Idee der Neuzeit und Mauersteine galten früher einmal als kostbar.)

 

Hof "Hagenwinkel" (später Oestermanßhof)

 

Die Geschichte des Hofes begann also unter dem anderen Namen: "Hagenwinkel".  Es ist einer der etwa 40 Höfe, die aus der ersten Besiedlungsperiode Kapellens  aus der Zeit von vor 1200 stammen. Das ist das Ergebnis der Recherchen des Heimatforschers Hermann Thelen, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts Lehrer in Kapellen war. 

 

Dieser Hof ist also zumindest über 800 Jahre alt.

 

Und unter dieser Bezeichnung "Hagwinkel"  finden sich Einträge in den "Urkundenbüchern der Grafschaft Moers und der Herrlichkeit Krefeld" (Band II und III).

 

Der erste, aus einer Urkunde bekannte Lehensnehmer des Hofes war Heinrich von Proydt vom Haus Kaldenhausen, der 1360 das Lehen vom Kloster Werden verliehen bekam.

 

Für das Jahr 1463 ist unter dem Datum 24. Oktober verzeichnet, dass Konrad von Gelichen, als Abt des Klosters Werden, einen Lambert van Langen den Hof "im Lande Friemersheim" zu Dienstmannsrechten verpachtet. Wörtlich heißt es dort auf der Grundlage von Unterlagen aus dem Düsseldorfer Staatsarchiv zum Kloster Werden:

 

"Acta fuerunt hec in Bervergerne in dioc. Monasteriensi presentibus

ibidem in domo Jorgen Pammen, Matheus van Monster, Joh. van Munster,

sin soene Lange Gerret, Evert Kregenribbe, Joh. de Vorckmerssen,

Koneken to den Witten haus et quam pluribus fide dignis.

- fer. 2 post Severini."

 

1481 fand die Erneuerung des Lehensrechts statt.

 

Am 27. Sept. 1481 bestätigt der Abt Diderich von Werden das Lehen zu Dienstmannsrechten gegenüber Lambert von Langen über den Hof "Hagenwinkel im Kirchspiel Neukirchen". 

 

Diese zweite Urkunde über eine Belehnung, die im Urkundenbuch angeführt ist, hat das Potenzial, mit der Ortsangabe "Neukirchen" in die Irre zu führen, da es in Neukirchen einen Winkelshof gibt. Doch anhand des Lehensnehmers ist erkennbar, dass es sich um den Hof in Vennikel handeln muss. 

 

Die Ortsangabe "Kirchspiel Neukirchen" mag nun verblüffen, lässt sich aber durchaus erklären. Hoheitlich hat Vennikel ursprünglich zu Friemersheim gehört und die siedlungsgeschichtliche Bewegung des Bereiches von Kapellen und Vennikel ging vom Raum Friemersheim aus. Doch kirchengeschichtlich gesehen (seinerzeit natürlich noch katholisch, da die Reformation ja noch nicht stattgefunden hatte) gab es andere Bezüge. 

 

Um 1300 bestand zwar in Kapellen schon eine Kapelle, die dem Ort auch den Namen verlieh, doch die Kirche in Kapellen entstand erst später. Das Langhaus (die eigentliche Kirche) wurde erst 1561 gebaut. Die Kirchengemeinden von Kapellen und Neukirchen kooperierten eng zusammen und die Kapellener Gemeinde muss als eine Tochter der Neukirchener verstanden werden. Für die Pfarre in Neukirchen wiederum gilt, dass sie eine Neugründung der Kirche in Repelen gewesen ist und ihren Anfang erst um 1200 nahm.

 

Für Vennikel gestaltete sich eine andere Entwicklung der Kirchengemeinden-Zugehörigkeit, die  mit dem Bodenzuwachs der Grafen von Moers im Zusammenhang stehen kann. Den Informationen nach, die Hermann Thelen zusammengetragen hat, war Vennikel Bockum (Krefeld) spätestens ab der Mitte des 17. Jahrhundert zugeordnet. 


 

Die Geschichte des Hofes als "Oestermannshof" beginn aber offenbar schon im Jahr 1401, als ein "Osterhem" aus Oestrum stammend, den Hof in Vennikel übernahm.

 

(In einer Urkunde vom 24.6.1519 wird ein Hof "Osterhem" (in Bergheim) erwähnt.

Die Urkunde bezieht sich auf den Verkauf des Hofes an das Kloster Rumeln,

der damals schon den neuen Namen "Nynhuys" trug,

 

Den Anfang als Oestermannshof setzte also anscheinend schon 1401 der Pächter Pauwel van Osterhem. Möglicherweise begann die Oestermann-Geschichte auf Hagwinkel aber auch schon früher, kann jedoch aus der derzeitigen Quellenlage nicht belegt werden. 

 

Der Übergang in der Namensgebung des Hofes erging natürlich nicht stichtagsbezogen - formal als eine Art von Verwaltungsakt, sondern folgte in diesem Fall wohl eher tradierten Herkunftsbezeichnungen derer, die den Hof bewirtschafteten. Und diese waren oft, wenn nicht gar in der Regel nicht identisch mit den Lehensnehmern.


 

Die Geschichte des Namens Oestermann begann damit offenkundig

an einem anderen Ort:

 

Die Wurzeln des Namens liegen in Bergheim, bzw. Oestrum.

 

 ---- auf dem Hof Osterhem, der aller Wahrscheinlichkeit nach Namensgeber für die Ansiedlung Oestrum war, die als ein 

       "Anhängsel" von Bergheim verstanden werden muss.

 

           --- Die heute gebräuchliche Form Oestrum mit ihrer Endung "(Oestr..) um" ist mit Gewissheit eine Lateinisierung

                der fränkischen Namensendung "(Oster..) hem".

 

Also die Herkunft der Oestermänner scheint geklärt, doch was bedeutet eigentlich der Name. Und wofür steht 

 

                                 "O E S T R U M "

 

Darüber gibt der nebenstehnde Butten Auskunft.


 

Der Hof Osterhem, ursprünglich zu Bergheim zugehörig, wird ebenso wie der Hof Hagwinkel, eine Besitzung des Klosters Werden gewesen sein. Die "Amtssprache" in den Klöstern und auch später in den Urkunden der Lehensschaft der Grafen zu Moers war Latein und die Wandlung von Osterhem in Oestrum daher ebenso plausibel, wie nahezu zwangsläufig.

 

Ein Beispiel für die lateinische Notation finden wir in einer Urkunde aus den Jahren 1438 - 1454.

 

Sie behandelt (im "Ruhrgebiets-Latein" abgefasst) die Belehnung des Hofes Hagwinkel durch das Kloster Werden in Gegenwart des Bergheimer Pastors.

 

"Item infeodatus est Theodericus Krakouwe* cum curte dicta Hagenwinkel

iure ministeriali presentibus Oeldenbokem,Henricus an der Heggen, Gerhardo Pasman.

Item infeodatus Bernd van Osterhem Gerredes soene curte Hagenwinckel

iure ministeriali et fecit sacramentum fedilitatis,

presentibus Hinrico an der Heggen, Johanne Pastori in Berke"

 

 

* Der hier genannte Theo Krakau ist kein anderer als Graf Theoderich von Moers, der der stolze Besitzer der Burg Krakau in Krefeld war, die zu den neueren Besitzungen der Grafen von Moers gehörte.

 

 

Bildquelle: Rheinische Post


 

Hagwinkel - Oestermann

 

Auf dem Ausschnitt der Mercatorkarte von 1591 ist der spätere Oestermanshof  - am Moersbach gelegen - links unten

als "Haechwinkel"  eingezeichnet.

 

Rechts davon, jenseits von Mulewinkel, Swafheim und Kulff befindet sich "Oisterum", der Ursprung für die spätere Namensgebung "Oestermann" für den Hof Hagwinkel.

 

Die Bezeichnung "Hagenwinkel" hat sich lange nicht verloren. Ende des 17. Jahrhundert taucht diese Bezeichnung noch immer auf. Hermann Thelen beschreibt eine Episode zur Kapellener Kirchengeschichte Folgendes:

 

"Von Adamus Hoff (1696-1698), gewesener Dominikanermöch, schreibt der Pastor, dass er in seiner Schwachheit

etwa 2 Jahre Schule gehalten hätte. Martini 1698 sei er jedoch nach dem Tode des Schulmeisters Overschy nach

Moers berufen, um dort die unterste Klasse zu übernehmen. Adamus Hoff starb jedoch kurze Zeit darauf in Moers

und hinterließ vier kleine Kinder, wovon eins in Kapellen auf Anordnung der Regierung in Familienpflege auf

Kosten der Diakonie aufgenommen werden musste. Dessen Nachfolger (Nachfolger von Adamus Hoff) wurde

Johannes Counen (1699-1711 Amtszeit) Dieser erhielt vom Pastor van Essen, weil er nicht soviel Land hätte,

um eine Kuh zu halten, ein Morgen Land beim Hörnemanshof zur Bewirtschaftung. Dieses Ackerstück

kam aus Holtmansgut an gen Hagenwinkel"

 

Nach und nach etablierte sich aber der Name Oestermann und so findet er sich dann beispielsweise in einer Liste aus dem Jahr 1648 wieder, in der es um die Spendenfreudigkeit zur Sammlung einer Kirchenglocke geht. 12 Taler steuerte Wyn Oestermann bei.

 

Aber auch schon 1538 war nicht nur der Name Osterhem, sondern auch der Name Oestermann bekannt, da ein Johann Oestermann als einer der Pflichtigen aus der Honschaft Kapellen genannt wurde. Das Heberegister aus diesem Jahr diente in erster Linie der Erhebung der Schatz-Grundsteuer. 1549 wird dieser Johann Oestermann nochmals in einem späteren Hebebuch angeführt.

 

Als Untertanen des "adeligen Hauß zu Lauersfort, des Hochehrten großgeb. Herren Drosten von Cloutt "sind 1645 die Kapellener Familien zusammengestellt. Auch hier findet sich dieser Name Oestermann wieder.


Auf welche Weise der Oestermannshof in die Hände der Familie ter Stegen gelangte, ist bislang noch ungeklärt.

Der erste bekannte Besitzer mit dem Namen Gerrit Ter Stegen, gen. Oestermann, (*1673 - 1698) wird der Hofaufsitzer des Oestermannshofs gewesen sein und  zusammen mit seiner Ehefrau Gritgen Herken aus Vluyn, den Hof bewirtschaftet haben. Nach dessen frühem Tod ( heirate Gritgen Herken ein zweites Mal. Es war wiederum ein Gerrit. Gerrit Achterrath (*1673 - 1763), der im Ahnenblatt des Seitenbetreibers als direkter Vorfahr unter dem Namen:

 

Gerrit an gen Achterrath, genannt Oesterman (nach dem Hofnamen), genannt Ter Stegen (nach dem örtlich gebräuchlichen Namen des ersten Ehemannes seiner Frau) geführt wird.