Cranzerhof


Hofübergabe 1684


Am 18. November 1684 sind in der Bauernstube auf Kranßmannshof die Familienangehörigen mit etlichen Freunden versammelt und unterhalten sich über die vorgesehene Hofübergabe, die nach altem Landes-brauch sich auch hier vollziehen sollte. Ungeteilt sollder Hoferbe Hof und Land bekommen, so war es Väterbrauch. Für die abstehenden Geschwister war es nicht leicht, sich zu fügen.Aber sie mußten es.

 

Um weiterhin einträchtig auf dem Hof leben zu können, wurden ihnen doch gewisse Rechte eingeräumt, die ihnen auch ein standesmäßiges Dasein sicherstellten. Eine Erbteilung hat immer etwas Eigentümliches an sich. Wenn Geschwister unter sich ihr gutes Verhältnis herausstellen, so kommt manchmal die Frage: „Höb jei all gedeilt ?" Und dann?


Der schreibgewandte Küster von Himberg aus Kapellen, der sich auf Kranßmannshof eingefunden hat, nimmt seine Gänsefeder zur Hand, taucht ein, und nun raschelt seine Feder über das Papier, das heute noch im Original vorliegt. Hiernach überträgt Gerret Kranßmann seinem Sohne Hendrich und dessen Ehefrau Stintgen den Hof unter folgenden Bedingungen:


Der Vater erhält zu seiner Leibzucht je einen halben Morgen Weizen, Roggen, Gerste und Buchweizen nach freier Auswahl. Sollte jedoch Einigkeit im Hause herrschen, so wird der Vater die Leibzucht nicht fordern. Die drei Morgen aus „Liemanns" (heute Traarer Gebiet) erhält der Abtretende aber für sich.
Die Geschwister des Erbenden, Gritgen, Beel und Elisabeth werden mit 2 500 Talern abgefunden; deren Zahlung in Raten von Martini 1684 bis 1694 zu erfolgen hat, und zwar in abwechselnder Reihenfolge.


Ferner erhalten die Abständer u. a. jeder einen blauen Rock, ein schwarz- und rotes Leibchen, ein Nachtleibchen, eine schwarze Schürze, braunes und rotes Schürzentuch, ein Paar Schuhe, ein
Bett, einen Kasten, eine Kiste aus gutem Holz, ein Federbett, ein. Ueberbett, Kissen, Kissenbezüge, ein Tischtuch von 15 Ellen, ein Brauthemd, ein Spinnrad mit einem Stuhl, eine Kuh und ein Rind, das schon einen Winter Stroh gefressen hat. Unterschriften: Gerret in gen Kranss, Hendrich in gen Kranss, Hendrich Gotzens, Herman Dorster, Arnt ter Heggen

 (Quelle: Hermann Thelen "Unsere Väter")