Kerlen, Winkelhausen (Hohenbudberg / Atrop )

Bildquelle: Meyer, Friedrich Albert, "Die Landnahme der Industrie im Rheinhausener Raum"

 

Die Geschichte der Familie Kerlen ist aus der Perspektive der Heimatforschung überaus interessant und sehr ergiebig.

 

In Verbindung steht diese Familie mit dem Seitenbetreiber nachweislich über Jost Kerlen, der etwa um  1630 geboren sein dürfte. Verheirate war Jost, der 7-fache Urgroßvater des Autors, mit einer Coen Hövers, die 1715 in Kapellen verstarb

 

Mit größter Wahrscheinlichkeit, aber leider nicht (noch nicht) urkundlich verifizierbar  war jener Jost ein Sohn von Heinrich Kerlen, der 1606 geboren wurde und seiner Ehefrau Catharina *1609. Das lässt sich ableiten aus dem wahrscheinlichen Geburtsort des Jost, nämlich Winkelhausen. Das entspricht dem Wohnort der hier angenommenen Eltern. Ist die Zuordnung zu diesen Eltern richtig, dann ist auch ein Bruder von ihm bekannt. Es ist Hermann Kerlen, dessen Ehefrau Gritgen mit Vornamen hieß und deren Nachname bislang nicht zu ermitteln war.

 

Über Hermann und seine Frau verzweigte sich die Familie nach Hochemmerich und Asterlagen und von dort aus in einen weiteren Kreis, blieb aber mit dem Hofnachfolger des Hermann, nämlich  Jan Kerlen *1659 weiter in Winkelhausen präsent. 

 

Für das Jahr 1678 ist als Hofgröße des Hermann Kerlen angegeben: 1,5 Morgen. Darunter ist jedoch tatsächlich offenbar nur der Hofgrund zu verstehen, denn als Landbesitz beschreibt Friedrich Albert Meyer in seinen Beschreibungen zu den Rheinhausener Höfen eine Größenangabe von über 94 Morgen, dazu kamen noch Hufenrechte in Vinnbusch. Weiter ist vermerkt: von dem Landbesitzt sind 57 1/2 Morgen Almendegut des Klosters Saarn. Und auch über die zu leistenden Abgaben ist etwas ausgeführt:

 

"an den Landesherrn Jahresschatz 9 Taler 6 Stüber 6 Deut, Hammel- und Bruchgeld 24 1/2 Stüber, 1/2 Karrendienst und den Zehnten, ferner zu Martini 11 Stüber.

 

an das Kloster Saarn an Pacht je 3 Malter Weizen und Hafer, je 4 Malter Roggen und Gerste und jährlich einen Goldgulden Kaufgeld, 

 

an den Baron von Kinski den Zehnten aus verschiedenen Grundstücken und zwei Hühner,

 

an den Pastor von Emmerich 2 Spint Roggen,

 

an den Küster ein Brot,

 

an die Kirche zu Moers aus einem Grundstück 1 3/4 Stüber Zins,

 

an die Frau von Cloudt ein Hühn jährlich,

 

an den Abt von Werden aus 1 1/2 Morgen Land je 4 Spint Weizen und Hafer,

 

am Montag nach St. Andreae am Abtshaus zu Asterlagen einen halben Stüber Fahrzins und Fahrzins aus weiteren Grundstücken, mit denen Jan Kerlen (Vater des Hermann), verh. mit Tringen, (Mutter des Hermann) Tochter der Nees Kerlen und deren Sohn Jost. (Bruder oder Halbbruder des Hermann)

 

Das bedurfte gewiss einiger Anstrengungen dem allen nachzukommen  bei der Bewirtschaftung eines Hofes mit 2 Pferden, 3 Füllen, 5 Kühen und 2 Rindern.

 

Die beachtliche Größe des Hofes, auch wenn ein großer Teil

lediglich gepachtet war, geriet Hermann bei der Umlage der

Kosten der örtliche Brandschatzungen zum Nachteil,

für die französische Truppen im sogenannten

Holländerkrieg verantwortlich waren

 

 

Holländischer Krieg – Wikipedia

 

Hermann Kerlen legte beim Grafen von Moers eine Petition ein und bat um Nachsicht bei der Abführung seiner Abgaben.

Festgelegt waren jährlich 59 Reichstaler, 9 Stüber und 8 Dinare Jahresschatz (Steuer). Dabei argumentierte er, es sei mehr als das Doppelte der festgesetzten Abgaben (ohne Brandschatzungssteuer, Anm. des Autors). Aber auch diese seien schon zu hoch angesetzt, weil 6 Stüber für den Mogen als Regelsatz deshalb ungerecht sei, weil es unberücksichtigt ließe, ob die zugrundegelegte Hofgröße gutes oder schlechtes Land, Busch- oder Bendland ausmache.

 


 

 

Von besonderem Interesse ist diese Sippe aber deshalb, weil die Vorgeschichte verhältnismäßig gut dokumentiert ist, und auf eine überaus spannende Weise mit der Entstehungs- und Frühgeschichte der Grafschaft Moers verknüpft ist. 

 

Bekannt ist, dass diese Sippe einen überaus großen Grundbesitz in der Grafschaft, insbesondere im Rheinhausener Raum besessen hat. Sie hat auf eine unmittelbare Weise mit der Geschichte Hohenbudbergs zu tun und ist auf eine etwas seltsame Weise mit der Person des Erzbischofs von Köln, Wilhelm von Gennep in Verbindung zu bringen.

 

 

 

Auf diese Frühgeschichte lohnt sich ein genauerer Blick. 


Grablege des Wilhelm von Gennep (+1362) im Kölner Dom

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildquelle: Kölner Dom

Tumba Erzbischof Wilhelm von Gennep (koelner-dom.de)

Auch die Beschreibungen zu den Geschichten und Personen, die auf der Unterseite "Frühgeschichte" dargestellt sind, stehen unzweifelhaft mit dem Hof in Winkelhausen direkt in Verbindung". Auch der dort ersterwähnte Remodo ist eindeutig ein direkter Verwandter, vermutlich sogar der Urahn der Winkelhausener Kerlen. Nur die konkrete genealogische Verknüpfung ist auf der Grundlage der vorhandenen Datenlage nicht darstellbar.

 

Dass dies so ist einwandfrei nachvollziehbar ist, ergibt die Geschichte der "frühen Kerlen" , die in Werthausen mündet.

 

Die Darstellung der genealogischen Abfolge die zwischen Rembodo (13. Jh.) und Heinrich Kerlen *1606 liegt ist nur bruchstückhaft möglich. Aber über die Hofabfolge von Hohenbudberg ausgehend, über Atrop nach Winkelhausen ist die Familienkontinuität ablesbar, auch wenn die einzelnen beteiligten Personen urkundlich mit ihrem Vornamen nicht bekannt sind, sondern nur vermutet werden können.

 

Das bedeutet, dass es sich bei dem ersten Kerlen, "Rembodo" um den 19-fachen Urgroßvater des Seitenbetreibers handeln dürfte, wenn der eingangs erwähnte Jost Kerlen, genannt Hövers tatsächlich in Winkelhausen geboren wurde.