Die Averdunkshöfe

Der bekannteste Hof, der ebenfalls den Namen Averdunk trägt, ist jener in Vinn, der aus dem ehemaligen Gut Filt hervorgegangen ist. 

 

Doch dieser Averdunkshof ist gewissermaßen der "jüngste" Hof dieses Namens.

 

Erst mit dem Bauern Wilhelm Averdunk aus Moers-Bornheim und seiner Ehefrau Eva Abel etablierte sich zunehmend der Name Averdunk in Moers - Vinn. Gekauft hatte das Gut 1894 Wilhelms Vater, Konrad Averdunk (* 1848) für seinen damals noch minderjährigen Sohn von den Erben des 1890 verstorbenen Franz Ludwig Zahn.

 

Zuvor war es also im Besitz jenes Herrn Franz Ludwig Zahn gewesen, der dem Hof um 1843 seine klassizistische Gestalt gab und dort eine Erziehungs- und Lehranstalt errichtete und betrieb. Der Vorbesitzer vom Gut Filt war der Moerser Patrizier Dr. von Essen gewesen, einem Neffen des Bürgermeisters von Essen, der Kinderlos seinen Neffen mit dem Gut bedachte. Für 23.000 Taler ging die Besitzung dann 1840 - in der noch barocken Bauform - an Herrn Zahn über. 

 

Beim Bau der Anlage, die der neue Inhaber . Zahn errichten ließ, kam es zu einer fürchterlichen Katastrophe. Eines der Gebäude der Erziehungs- und Lehranstalt stürzte am 20.12.1843 wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Das Unglück forderte 11 Bauhandwerkern das Leben. Über die Unfallursache gab es keine konkreten Angaben, sondern nur Vermutungen. So wurde angenommen, dass es zu Fehlern beim Mauern eines Bogens im Keller gekommen sei.

Bildquelle: Kreisarchiv 



Zu den wenigen Dokumenten, die bislang zum Gut Vilt gefunden wurden,

gehört die abgebildete Karte von Tranchot aus dem beginnenden 19. Jahrhundert,

bei der man auch einen Blick auf das Areal

richten sollte, das sich östlich des Hofes befindet. Neben dem Ohl Feld ist

dort das "Jammertal" eingezeichnet, also der Bereich auf dem sich die

heute die Kaiserstraße befindet.

 

Dieser vor der Stadt gelegene Bereich, nahe am Moersbach, 

konnte zu oranischer Zeit im Verteidigungsfall unter Wasser

gesetzt werden, indem man die Schleuse das Bachs schloss,

die sich am Schutzwall der befestigten Stadt befand.

 

Als Gut Filt war es beim Verkauf an Herrn Dr. Zahn ein Anwesen mit umfangreichen Ländereien, zu denen auch alle Wiesen, rund um das Bettenkamper Meer und die Aumühle gehörten. Insgesamt umfasste der Grund 136 Morgen Land. Es handelte sich um einen uralten, offenbar sogar vorgeschichtlichen Siedlungsgrund. Bei Ausschachtungen sei ein steinzeitlicher Hammer gefunden worden, berichtete Pastor Zahn, der 1938 eine Abhandlung über das Gut Filt verfasste. Auf dem Gelände wurden offenbar auch Münzen aus römischer Zeit gefunden.

Das Herrenhaus ist noch immer (oder nunmehr wieder) beachtlich. In den 80-er Jahren hatte sogar das Zeitmagazin (Hamburg) dem Averdunkshof deshalb seine Aufmerksamkeit gewidmet, weil der Bau - nach einer langen Zeit des Leerstandes - zu zerfallen drohte. Mit dem Umgang mit einem erhaltenswerten Zeugnis architektonischer Kultur ging die Zeitschrift damals hart ins Gericht.

 

Zum baulichen Ensemble des Averdunkshofes gehört das Martinsstift, mitsamt der beiden seitlich vorgelagerten  Trakte. In diesen beiden Bauten fand der eigentliche Unterrichtsbetrieb statt. Das Martinsstift wurde von der Stadt Moers übernommen und dient heute als Musikschule.

Die nebenstehende Aufnahme ist offenbar vom Dachgeschoss des Averdunkshofes aus gemacht worden. Der Blick richtet sich nach Osten und links im Hintergrund sind die Silhouetten der beiden Kirchen in der Stadtmitte von Moers zu erkennen.

 

 

Einen Eindruck von den Ausmaßen der Anlage vermittelt noch besser diese Luftaufnahme, auf der das Herrenhaus nicht Bestandteil der Ansicht ist. Das Herrenhaus des Averdunkshofes hat man sich bei diesem Foto außerhalb des Bildausschnitts links unten hinzuzudenken.

Den Namen eines Schülers dieser Einrichtung

kennen wir aus der Moerser Stadtgeschichte:

 

                                           Wintgens

 

- Es handelt sich in diesem Fall um den Schüler

 

                               Karl Robert Wintgens * 1852,

 

 Enkel des ersten Besitzers des Moerser

Schlosses mit dem Namen Wintgens: 

 

                              Friedrich Wintgens

 

und später selbst letzter Schlossbesitzer mit   diesem Namen.

 

(auf dem Foto oben selbstverständlich nicht abgebildet) 

 

Der Schüler Wintgens war dabei der Schwager des Leiters

der Einrichtung, die er hier besuchte, da seine ältere Schwester

Dr. Franz Johannes Zahn (*1828) geheiratet hatte, der wiederum

der Sohn des Erbauers dieser Anlage war. 

 

1870 begann Karl Robert eine kaufmännische Lehre, ging 1879 für 2 Jahre nach Brüssel. 

Nach seiner Rückkehr 1881 versuchte er, den Betrieb der Moerser Textilfabrik

seines Großvaters wiederzubeleben. Schon Jahre zuvor war die Produktion

 eingestellt worden. Doch Erfolg war ihm dabei nicht beschieden

und er war gezwungen, 1901 den Betrieb zu liquidieren.

 

Danach siedelte er nach Berlin um

 

.


Mehr über die Geschichte des Averdunkshofes in Vinn erfährt man über den nebenstehenden Link.



 

Dieser Hof steht mit dem Stammsitz Averdunk im Neukirchener Norden zwar selbstverständlich auch in Verbindung, das jedoch nur über das Faktum, dass der Namensgebers des Moerser Averdunkhofs der 11-fache Urgroßenkel des Wilhelm Averdunk aus Neukirchen * 1410 (und damit der Großonkels 7. Grades des Seitenbetreibers ist.


Neben diesen beiden, unter Averdunkshof heute geläufigen Namen gab es im Umfeld offenbar noch zwei weitere Höfe, die sich im näheren Umfeld des Neukirchener Hofes befanden, heute jedoch nicht mehr existieren.

 

Bei seinen umfangreichen Recherchen, die Hermann Thelen vor dem 2. Weltkrieg unternahm, fand dieser Urkunden, die Averdunkshöfe in Halen (Homberg) und in Meiderich betrafen. Ob es zum Neukirchener Hof Korrelationen gab. wurde nicht nachgewiesen.

Möglich wäre eine Verbindung zum Halener Hof über Hendrich in gen Averdunk * 1715, der am 20.4.1755 Liesabeth Stepken aus Homberg heiratete.

 



Die anderen Höfe

 

An dieser Stelle wird es ein wenig komplexer:

 

Dem Seitenbetreiber liegt ein Aufsatz des schon erwähnten Hermann Thelen vor, der von 2 weiteren Höfen mit der Bezeichnung "Averdunkshof" berichtet.

 

Während auf Anhieb zu erkennen war, dass einer dieser Höfe der Vietenhof in Neukirchen sein muss, erschloss sich erst nach einiger Zeit, was Jener Hermann Thelen mit dem 1. und 2. Averdunkshof gemeint hatte.

 

Doch zuerst einmal zurück zum Vieten- alias Averdunkshof:

 

Nach den Beschreibungen des Heimatforschers Thelen trug dieser Hof bereits um

das Jahr 1300 den Namen Averdunk. Er vermutete, es handele sich um einen

Abspliss des Stammhofes. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts sei dieser

Hof unter dem Namen "Averdunk"  bekannt gewesen. Woher der

Hof dann den Namen Vieten bezog, erklärt der Aufsatz nicht. 

 

Doch es lässt sich aus dem Ortsfamilienbuch erschließen, dass ein Vyt Averdunk am 20.3.1636

in Neukirchen verstarb. Es ist daher nicht abwegig, anzunehmen, dass der Name des

Vietenhofs aus dem Vornamen eines  Averdunks resultierte und Vyt Averdunk

der erste Namensträger "Vieten" auf dem Vietenhof war. Diese Annahme

erscheint angesichts der Schreibweise "Vyten" für den Familien-

namen, der in früheren Zeiten in Neukirchen häufig

anzutreffen war, als sehr wahrscheinlich

 


Doch was hat es mit den Höfen auf sich,

die Hermann Thelen als 1. und 2. Hof bezeichnete?

 

- Neukirchen - Der Stammhof

 

Es brauchte einige Zeit des Begreifens, bis klar wurde, dass er eine Unterscheidung zu einer Hofanlage getroffen hatte, die immer an der gleichen Stelle lag.

 

Der erste Hof ist danach derjenige, der in den ältesten Akten in Erscheinung trat und der zweite dann der, der eben an gleicher Stelle im Jahr 1615 errichtet wurde. Nach dieser Zählweise wäre dann der heutige Hof, der als Gastronomiebetrieb und Ausflugslokal bekannt ist, der 3. Hof, da dieser nicht mehr der Erscheinung das 17. Jahrhunderts entspricht und wohl aus der Zeit vor 1900 stammt.

 

Über den Hof aus dem frühen 17. Jahrhundert berichtet Thelen, er habe einen separat stehenden Speicher gehabt, der früher einmal auch als Wehrturm fungiert hatte und noch 1890 vorhanden war. "Das Gebäude, (der Wehrturm/Speicher)  viereckig, war gut gebaut, Balken aus dickem Eichenholz, die Tür war aus starkem, schweren Eichenholz, mit eisernen Bändern und großen Nägeln beschlagen, es hatte Schießscharten nach vorne und nach der Hofseite. Oben an der First stand deutlich sichtbar Anno 1615".

 

Ein Lageplan aus dem Jahr 1832 bildet noch  die räumliche Situation des Hofes in Neukirchen aus dem Jahr 1615 ab. *

 

Die Anlage gleicht - trotz des Fehlens einer äußeren Ummauerung - mit ihren Wassergräben eher einer mittelalterlichen Burganlage.

 

Dem o. g. Zitat nach hat der Hof auch die Funktion einer Wehranlage besessen.

 

 

(*Bildquelle: Averdunkshof - Neukirchen, Kreis Moers, Hermann Thelen, o. JA., Druck: Pannen, Moers)

 

 

Der Wasserlauf, der links des Averdunkhofes eingezeichnet ist, ist der Vietenkanal, der seinen Lauf am Vietenhof vorbeizieht. Es ist der Vietenhof, der (siehe oben) über lange Zeit ebenfalls Averdunkshof genannt wurde und wohl ein Abspliss des Averdunkshofes gewesen sein dürfte.